Im Oktober 2019 gab es bei mir die letzte Version der Hobbykamera im Eigenbau. Da wurde es Zeit für eine neue Entwicklung.
Wie alle letzten Modelle “zerocam” genannt, soll sie im Unterschied zum Vorgänger, der für das Infrarot-Metier erhalten bleibt, nun mehrheitlich normale Tageslichaufnahmen machen. Wesentliche Neuerung ist nun die HQ-Cam, mit größerem 12MP-Sensor und der Aufnahme für Wechselobjektive mit C- oder CS-Mount.
Damit sind wir weg von der festen Minilinse hin zu einer kleinen Systemkamera. Wenn auch mit einfachem Schraubadapter, können nun eine ganze Reihe von Objektiven verwandt werden, vom 6mm-Weitwinkel bis zum 50mm-Zoom.
Oft werden solcherlei Objektive im industrieellen Bereich oder als Überwachungskameras eingesetzt. Mittlerweile gibt es aber auch spezielle Entwicklungen, auch für den Pi, und man kann somit aus einer größeren Anzahl qualitativ guter Modelle auswählen. Da die meisten recht preiswert sind, fällt auch das Experimentieren leichter, an Stelle, wo man für seine große Kamera sich vielleicht kein neues Objektiv gekauft hätte. Ich hab’ nun schon vier davon.
Wieder wurde ein kompaktes Gehäuse geplant, wo die Schnittstellen vom Pi gleich nach außen zeigen. Deshalb bot sich wieder ein großes Modell gegenüber einem Pi Zero an. Insgesamt fällt alles jedoch etwas tiefer aus. Denn die HQ-Cam sollte unbedingt genug abgefangen werden, dahinter kommt noch das Gehäuse des Pi nebst Touchdisplay. Jenes hat nochmal einen Schutzrahmen bekommen, damit man auch mal ablegen kann.
Ein Raspi 3B reicht uns. Zusätzlich haben wir zwei kleine Platinen für ein neues Schnittstellen-Konzept entwickelt, die einen Helligkeitssensor, LED und einen Signalgeber nebst zwei Buchsen für zusätzliche Peripherie tragen. Damit soll sich die Kamera am Abend oder bei Sonnenaufgang aktivieren lassen und im Gelände besser überprüfbar sein, ob sie gerade noch arbeitet, bis zum Silent-Mode nach ein paar Minuten Laufzeit. Außerdem lassen sich nun Bewegungsmelder und Infrarotscheinwerfer zur Tierbeobachtung anschließen. Oder noch ganz andere Addons. All das zusammen kann eine Käufliche nicht.
Wie gewohnt steuert ein Python-Script mit graphischer Oberfläche unsere Kamera. Das Script auf Basis „Tkinter“ startet auf dem Raspbian-Desktop und wird auf dem Display im Vollbildmodus angezeigt. Die neuen Quellen sollen demnächst noch auf Github veröffentlicht werden.
Und wieder sind Button für die wichtigsten Funktionen auf dem rückwärtigen Display untergebracht, mehr ist aber über die Fernbedienung erreichbar, die wieder als Minitastatur ausgeführt ist. Entsprechende Meldungen kann man auf dem Log in der Mitte vom Screens sehen, die sind nun noch wichtiger geworden.
Die meiste Funktionalität steht zur Verfügung, wenn man sich per ssh auf dem Pi der Kamera einloggt. Hier kann man bequem per Konsole arbeiten und es ist zum Vorgängermodell viel Neues hinzugekommen. So auch ein Schnellstart für Timelapse-Aufnahmen mit je einem Bild alle 5 bis 10 Sekunden.
An sonstiger Konnektivität steht die “zerocam5” auch in nichts nach, neben der ssh-Verbindung ins heimische Netzwerk können die Aufnahmen per sftp auf den eigenen Server hochgeladen werden. Ganz ohne WLAN oder Internetverbindung gelangen die letzten Aufnahmen auf einen angeschlossenen Memorystick. Neu ist ein Vorschau-Stream, auf dem man sich z.B. auf einem Tablet das aktuelle Aufnahmebild live anzeigen lassen kann, wie in einem großen Display-Sucher.
Die Stromversorgung mittels Akkupack liegt wieder außerhalb. Mit dem Pack lässt sich auch das eingezogene Stativ in einer Hand greifen, und man kann Freihandaufnahmen machen. Mittels Standard-Adapter passt unser Eigenbau auch auf alle andere Unterbauten.
So hab’ ich sie als Effektkamera neben dem “gewöhnlichen Fotoapparat” wieder gern mit im Gepäck.